Ausländische Magdeburgerinnen und Magdeburger wünschen sich stärkeren Austausch mit Deutschen
Die befragten Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit schätzen Bereiche wie das Erlernen der deutschen Sprache, Bildung für sich selbst und die eigenen Kinder sowie Arbeit als sehr wichtig ein. Dennoch gelingt es ihnen weniger gut als deutschen Befragten, das Bildungssystem erfolgreich für sich zu nutzen, im Kontakt mit Behörden ihre Belange geltend zu machen, Wohnungsangelegenheiten zu regeln, Nachbarschaftskontakte zu pflegen und bei Ärzten die eigene gesundheitliche Situation darzustellen. Auch mit ihrer beruflichen Situation und ihren Arbeitsbedingungen sind ausländische Befragte weniger zufrieden, weil sie eher in prekären Arbeitsverhältnissen tätig sind. Die Kinderbetreuung in Kita oder Hort erhielt hingegen höhere Zufriedenheitswerte als bei den deutschen Befragten.
Erfahrungen von Diskriminierung machten die Befragten mit ausländischer Staatsangehörigkeit insbesondere an öffentlichen Orten, im Bereich Wohnen sowie bei Kontakten mit Ämtern und Behörden. Dies zeigt, welche Bereiche für Befragte mit ausländischer Staatsbürgerschaft als besonders belastend erlebt werden.
Im Vergleich mit deutschen Staatsangehörigen, die einen ähnlichen Fragebogen ausfüllten, wurde festgestellt, dass beide Befragungsgruppen überwiegend soziale Kontakte zu ihren eigenen Landsleuten knüpfen. Während ausländische Staatsangehörige jedoch ein verstärktes Interesse daran zeigen, mehr Kontakte zu Deutschen zu finden und auch das Verhältnis zueinander positiver einschätzen, halten die befragten deutschen Staatsangehörigen soziale Kontakte zu Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft für weniger wichtig und sind gleichzeitig weniger zufrieden mit diesen.
Die Befragung konzentrierte sich auf die nördlichen Stadtteile Neue Neustadt, Neustädter See und Kannenstieg sowie auf den Stadtteil Leipziger Straße, um zwei Bereiche mit einem relativ hohen Anteil an Bewohnern mit ausländischer Staatsangehörigkeit vergleichen zu können.
Tatsächlich scheint der Wohnort sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Magdeburgern einen Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem Zusammenleben zwischen Magdeburgern deutscher und ausländischer Herkunft, mit Kontakten zu Behörden, mit der eigenen Wohnsituation und der gesundheitlichen Versorgung zu haben.
Hier wurden im Stadtgebiet Leipziger Straße positivere Einschätzungen abgegeben als im nördlichen Magdeburg. Bei ausländischen Staatsangehörigen betraf dies auch die Möglichkeiten, die deutsche Sprache zu lernen, und die Fähigkeiten, diese anzuwenden, sowie die Ausprägung von Diskriminierungserfahrungen. Das zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Teilhabechancen und sozialräumlichen Gegebenheiten.
Nach ihren Wünschen gefragt, benötigen Magdeburger mit ausländischer Staatsbürgerschaft besonders häufig berufliche Perspektiven, Austausch mit Deutschen und jemandem zum Deutsch sprechen sowie Unterstützung in der Schule und Nachhilfekurse für ihre Kinder sowie Information, Beratung und individuelle Unterstützung, um sich in Magdeburg wohlzufühlen. Magdeburger mit deutscher Staatsbürgerschaft nannten häufiger den Wunsch nach Freizeitangeboten und Sportvereinen, wünschten sich aber ebenfalls – wenn auch etwas weniger häufig – bessere berufliche Perspektiven und Orte für Begegnung und Austausch sowie verständliche Informationen zu Behörden. Angebote für Kinder und Jugendliche und eine gute ärztliche Versorgung wünschen sich beide Gruppen etwa im gleichen Umfang.
Die Ergebnisse der Befragung werden in die Integrations- und Stadtteilarbeit der Landeshauptstadt Magdeburg einfließen. In der Landeshauptstadt Magdeburg wird bereits eine Vielzahl von Integrations- und Stadtteilangeboten umgesetzt. Die Befragung diente deshalb auch dem Qualitätsmanagement.
Hintergrund:
Die Befragung war Bestandteil der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts „Vielfalt gestalten – Integration im Gemeinwesen“ der Landeshauptstadt Magdeburg. Das Projekt wurde vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union und das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt kofinanziert.