Lesung und Gespräch mit Gunnar Decker in der Stadtbibliothek Magdeburg
Der DDR-Schriftsteller Erik Neutsch stellte wie kein Zweiter das Thema Arbeiter und Macht ins Zentrum seines Werkes. Er erreichte ein Millionenpublikum, stieß aber auch auf teils heftigen Widerstand von SED-Funktionären. Unter dem Arbeitstitel „Erik Neutsch. Der letzte Jakobiner“ stellt der renommierte Autor Gunnar Decker am Dienstag, 22. April, ausgewählte Passagen aus seiner gerade entstehenden Biographie über Erik Neutsch um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek vor.
Die Lebensgeschichte Erik Neutschs soll 2026 zum 95. Geburtstag des in Schönebeck (Elbe) geborenen Autors erscheinen. Bereits sein erster großer Erfolg „Spur der Steine“ (1964) galt den Kulturwächtern in der DDR als zu anarchistisch. Das nachfolgende Buch „Auf der Suche nach Gatt“, die Geschichte eines Parteifunktionärs als Untergeher, erhielt jahrelang keine Druckerlaubnis und konnte erst 1973 erscheinen. Bis Ende der 70er Jahre traf Neutsch mit seinen ersten beiden Büchern von „Der Friede im Osten“ (1974/78) und „Zwei leere Stühle“ (1979) den Nerv kritisch gestimmter Leser.
In den 80er Jahre jedoch gerät er - auch aufgrund seiner Alkoholsucht - in eine Schreibkrise. Der Autor entfremdet sich von seinen Lesern.Erst der Schock über das Ende der DDR 1989 bringt ihn wieder zu sich, weckt einen neuen Schreibfuror. Vom Literaturbetrieb weitgehend ignoriert, gelingt ihm 2003 mit „Nach dem Aufstand. Ein Mathias-Grünewald-Roman“ noch ein Alterswerk.
Gunnar Decker, geboren 1965 in Kühlungsborn, lebt als Theater- und Filmkritiker sowie freier Autor in Berlin. Der promovierte Philosoph ist Verfasser biografischer Bücher zu Ernst Jünger, Hermann Hesse, Gottfried Benn und Rilkes Frauen. 2016 wurde Gunnar Decker mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet.
Gemeinsam mit der Stadtbibliothek laden die Erik-Neutsch-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt zur Lesung und zum Gespräch mit Gunnar Decker zum Thema „Erik Neutsch. Der letzte Jakobiner“ alle interessierten Gäste in die Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Magdeburg, Breiter Weg 109, ein. Es moderiert Roland Claus, Vorstandsmitglied der Erik-Neutsch-Stiftung. Der Eintritt ist frei.