Digitale Karte zur Verfolgung Homosexueller wird erstmals vorgestellt
Mehr als 120 Jahre existierte von 1871 bis 1994 im deutschen Strafgesetzbuch der berüchtigte Paragraf 175, der homosexuelle Handlungen zwischen Männern als „widernatürliche Unzucht“ unter Strafe stellte. Der Hannoveraner Historiker Christian-Alexander Wäldner beleuchtet in seinem Vortrag „Mehr als 120 Jahre Paragraf 175“ am Montag, 20. Januar, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek das aus dieser Gesetzgebung erwachsene Unrecht. Begleitend zum Vortrag wird erstmals eine digitale Karte zu sehen sein, die die Verfolgung in Sachsen-Anhalt dokumentiert.
Christian-Alexander Wäldner forscht seit rund zwei Jahrzehnten auf lokaler und regionaler Ebene zur Verfolgung von Lesben und Schwulen im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik, denn über verschiedene politische Ordnungen prägte der Paragraf 175 Diskriminierung und Verfolgung homosexueller Menschen in Deutschland. Allein in der DDR blieben homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen ab Ende der 1950er Jahre straffrei. Auch auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts fielen dem Paragraf 175 Hunderte Menschen zum Opfer. „Ihre Geschichten dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, unterstreicht Falko Jentsch vom CSD Magdeburg als Organisator des Vortrages in der Bibliothek. Aus diesem Grund werden erste Einblicke in eine Karte Sachsen-Anhalts gegeben, die Daten und Orte der Verfolgung aufführt. Die Übersicht wird seitens des CSD Magdeburg gemeinsam mit dem Christopher Street Day Sachsen-Anhalt e.V. digital erstellt.
Der CSD Magdeburg, die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und die Stadtbibliothek laden gemeinsam alle interessierten Gäste zum Vortrag von Christian-Alexander Wäldner am Montag, 20. Januar, um 17 Uhr in die Zentralbibliothek der Stadtbibliothek im Breiten Weg 109 ein. Die Veranstaltung ist zugleich ein Beitrag zur Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ vom 16. Januar bis zum 27. Januar in Magdeburg. Der Eintritt ist frei.