Eike-von-Repgow-Preis für Prof. Dr. hab. Roman Czaja
„Er erfüllt in hohem Maße den in der Zielsetzung des Preises formulierten Wunsch, die Verbindung Mitteldeutschlands mit anderen Teilen Europas, vor allem West- und Osteuropas zu erforschen. Sein akademischer Werdegang zeigt bereits sehr früh die Bereitschaft zur Aussöhnung und das Interesse an dem wissenschaftlichen Austausch mit der Forschung in Deutschland. Dieses Interesse an der grenzübergreifenden Zusammenarbeit hat er zuletzt auch durch seine intensive Mitarbeit an der Vorbereitung der Ausstellung ‚Faszination Stadt. Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht‘ als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates, Beitragender der vorbereitenden Tagung sowie als Autor des Kataloges unter Beweis gestellt“, hebt das Kuratorium in seiner Begründung hervor.
Prof. Roman Czaja hat sich für den Preis bei der Landeshauptstadt und der Otto-von-Guericke-Universität ausführlich bedankt. In einer mehrseitigen Erwiderung schreibt er unter anderem:
„Die Verleihung des Eike-von-Repgow Preises ist für mich eine sehr große Ehre. Ich freute mich sehr, dass in der Begründung meine grenzübergreifende Zusammenarbeit hervorgebracht wurde. In meinem Verständnis der wissenschaftlichen Arbeit eines Historikers spielt die Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg eine grundlegende Rolle. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung kann ich bestätigen, dass Studium und Lehre im Ausland eine unabdingbare Voraussetzung für die Ausbildung eines Forschers sind. Deswegen möchte ich mich bei der Verleihung des Eike-von-Repgow Preises bei meinen deutschen Lehrern und Freunden sehr herzlich bedanken.“
Sobald die Situation es zulässt, wird die Landeshauptstadt Magdeburg mit dem Eike-von-Repgow-Preisträger 2020 wieder Kontakt aufnehmen, um eine persönliche Begegnung zu vereinbaren.
Lebenslauf Prof. Dr. Roman Czaja
- Studium der Geschichte an der Universität Toruń
- 1983: Erlangung des Titels eines Magister artium
- 1984-1991: wissenschaftlicher Assistent an der Universität Toruń
- 1988-1989: Promotionsstudium an der Universität Münster und dem Institut für vergleichende Städtegeschichte
- 1991: Promotion mit einer Arbeit zur Sozialtopographie der Stadt Elbing im Mittelalter
- 1984-1999: wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte der Universität Toruń
- 1999: Habilitation mit einer Habilitationsschrift zum Verhältnis der preußischen Städte zum Deutschen Orden im Mittelalter
- 2000: Berufung auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Toruń
- 2000-2001 Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung an der Humboldt-Universität Berlin
- 2013-2014 Gastwissenschaftler an der Universität Hamburg
Prof. Roman Czaja ist Autor und Mitautor zahlreicher wissenschaftlicher Schriften und Publikationen.
Hintergrund zum Eike-von-Repgow-Preis
Der Eike-von-Repgow-Preis wird gemeinsam von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verliehen. Die erste Verleihung fand 1998 statt. Seit dem Jahr 2004 wird der Preis im jährlichen Wechsel mit dem Eike-von-Repgow-Stipendium verliehen.
Im Vertrag über die Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises heißt es unter anderem:
„Die Vertragspartner wollen mit diesem Preis die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebiets der mittleren Elbe fördern sowie in Eike von Repgow eine bedeutende Persönlichkeit würdigen, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat. Zugleich soll der Preis an die Verbindung dieses Raums mit anderen Teilen Europas erinnern.
Der Preisträger soll sich entweder in seinem wissenschaftlichen oder literarischen Werk insbesondere mit der historischen Region Sachsen als Thema der Geschichte, der Rechtsgeschichte, der Germanistik oder der Sozialwissenschaften in herausragender Weise beschäftigt haben oder durch besondere wissenschaftsorientierte Leistungen zur Erforschung der historischen Region Sachsen ausgewiesen sein. Untersuchungsergebnisse über die Wirkung der historischen Region Sachsen auf den west- und osteuropäischen Raum sind erwünscht.“
Der Preis besteht aus einer Bronzestatuette des Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, einer Ehrenurkunde und ist mit 2.500 Euro dotiert.
Bisherige Eike-von-Repgow-Preisträger
- 1998 Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Eichler
- 1999 Herr Prof. Dr. phil. habil. Günter Mühlpfordt
- 2000 Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ruth Schmidt-Wiegand
- 2001 Herr Prof. Jürgen Goydke
- 2002 Herr Prof. Dr. Heiner Lück
- 2003 Herr Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Ebel
- 2004 Frau Prof. Dr. Danuta Janicka
- 2006 Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Kroeschell
- 2008 Herr Prof. Dr. Rudolf Schieffer
- 2010 Herr Prof. László Blazovich
- 2012 Frau Dr. phil. Jolanta Karpavičiené
- 2014 Herr Prof. Dr. Dirk Heirbraut
- 2016 Herr Prof. Dr. Bernd Schneidmüller
- 2018 Herr Prof. Dr. Clausdieter Schott
- 2020 Herr Prof. Dr. habil. Roman Czaja
Darüber hinaus bekam Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Lieberwirth 1988 die Repgow-Statuette verliehen und hat somit den Status eines Preisträgers.
Über Eike von Repgow
- um 1180 geboren im heutigen Reppichau
- nach 1233 gestorben in Großmühlen/ Schönebeck bei Magdeburg
- Schüler der Domschulen in Halberstadt und Magdeburg
- Er besaß ein Haus in der Magdeburger Altstadt und ist um 1233 als Schöffe in einem Gerichtsvergleich in Salbke urkundlich nachgewiesen.
- 1220-1235: drei Fassungen des „Sachsenspiegels“ in Niederdeutsch, Hochdeutsch und Latein
- 1225-1231: „Sächsische Weltchronik“, erstes historisches Werk in deutscher Sprache
- 1233: urkundlicher Nachweis als Zeuge eines Gerichtsvergleiches in Salbke/ Magdeburg
Der Schöffe und Ritter Eike von Repgow stammt vermutlich aus einer ostfälisch-sächsischen Familie. Die von Repgows sind Vasallen des Erzbischofs von Magdeburg. Eike von Repgow steht in verschiedenen Diensten, unter anderem auch als Rechtsberater verschiedener Fürsten. Nach den Maßstäben seiner Zeit ist er kein Gelehrter, aber er beherrscht die deutsche und lateinische Sprache, kann lesen und schreiben und kennt sich in kirchlichem und weltlichem Recht gut aus.
Als Lehnsmann und Rechtsberater des Grafen Hoyer von Falkenstein sowie in seiner Tätigkeit als Schöffe erwirbt Eike von Repgow umfassende Rechtskenntnisse. Von seinen Lehnsherren wird er motiviert, diese Kenntnisse aufzuschreiben. Er nennt seine Niederschrift den „Spiegel der Sachsen“. Von 1220 bis 1235 entstehen unter anderem auf der Burg Falkenstein mehrere Fassungen des „Sachsenspiegels“, zunächst in lateinischer, dann auch in deutscher Sprache. Niederdeutsche und hochdeutsche Elemente fließen in den Text ein.
Was Eike von Repgow niederschreibt, ist zum Teil das Recht, das zu seiner Zeit, in seinem Lebensraum gegolten hat. Zum Teil ist es Recht, das er durch seine Schöffentätigkeit selbst geschaffen hatte, und es beruht auf dem Recht der „guten Vorfahren“.
Repgow spricht auch Privatrecht im Sinne des „Sachsenspiegels“. Es stützt den zu dieser Zeit aufkommenden Gedanken, dass die in einem Raum – Stadt, Land, Fürstentum, Siedlung usw. – lebenden freien Menschen einem gemeinsamen Recht unterworfen sein müssen. Grundsätzlich regelt der „Sachsenspiegel“ – im Gegensatz zum Stadtrecht – das Landes- und Lehnsrecht. Im „Sachsenspiegel“ ist das erste Mal in der Geschichte „Strafrecht“ nachzulesen bzw. in Bildern dargestellt.