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Thomas Mund Konditorei Magdeburg

„30 Betriebsjahre hat das Unternehmen Konditorei Mund nicht auf dem Buckel. Die Tradition der Konditorei Mund geht bereits auf meinen Großvater Hermann Mund zurück, der 1926 sein eigenes Unternehmen in der Moritzstraße 1 gründete“, sagt Enkel Thomas Mund stolz im Gespräch. Das 30-jährige Betriebsjubiläum sei mehr ein „Wiedervereinigungsunfall“, da dann die Registrierung des Unternehmens nach neuem Recht erfolgte.

100 Jahre Traditionsunternehmen: Wie der (Groß)vater, so der Sohn

Für Thomas Mund war der Einstieg in die Familienkonditorei nicht von Anfang an klar. Natürlich kannte er die Arbeit im Betrieb, der vom Großvater auf den Vater in der DDR-Zeit überging. In den frühen 70-er Jahren war der dauerhafte Bestand des privaten Betriebs aber keine ausgemachte Sache, so dass Thomas Mund 1972 ein Studium der Lebensmitteltechnik begann und die ersten Berufsjahre von 1976 bis 1980 auch an der Fachhochschule verbrachte. Erst 1980 übernahm er den Betrieb vom Vater, der alters- und gesundheitsbedingt den Sohn in die Verantwortung brachte. Mund erinnert sich, dass sein Vater die Meilensteine für den Erhalt des privaten Betriebs in der DDR gelegt hat. Denn er entzog sich geschickt der immer drohenden Verstaatlichung und sorgte durch unternehmerisches Gespür und ein breites Netzwerk dafür, dass die Konditorei ausreichend Rohstoffe für den Betrieb in schwierigen Zeiten zur Verfügung hatte.

Pasteten und Nougathörnchen werden zu Magdeburger Delikatessen

Die in Magdeburg sehr bekannten Pasteten aus dem Hause Mund gehen auf das Wirken des Vaters zurück, der zum Weltfrauentag 1968 in Zusammenarbeit mit Delikata diese Magdeburger Spezialität entwickelte. Die Fertigung der Pasteten erfolgte damals noch mit einer Sondergenehmigung, da Konditoren eigentlich nach Hygienerecht keine Fleischbestandteile verarbeiten durften. Der Erfolg der Pasteten und die Findigkeit des Konditors ermöglichten später die dauerhafte Fertigung der Magdeburger Spezialität, zu denen auch das Mundsche Nougathörnchen zählt. „In Spitzenzeiten produzierten wir 1.300 Pasteten und 800 Nougathörnchen täglich“, erinnert sich Mund. Die gesellschaftlichen Kontakte seines Vaters hat Thomas Mund nach seiner Übernahme des Betriebs 1980 weiter ausgebaut. Auch heute noch ist er in verschiedenen Gremien wie dem Rotary Club aktiv und engagiert sich in der Kulturszene der Stadt. Zu seinen Hobbies zählt er auch das Tauchen.

Neue Standbeine sorgen für Aufschwung

Die Wiedervereinigung und der Neustart im Jahr 1990 waren für das Unternehmen deutlich schwerer als erhofft, erinnert sich Thomas Mund. Die Kundschaft war neugierig auf die lang vermissten Produkte aus der West-Produktion, so dass der Magdeburger Traditionsbetrieb im Jahr 1990 und auch noch im Jahr 1991 schwierige Zeiten durchlief. Bis zu 50% des gewohnten Umsatzes ging in den ersten Monaten nach der Währungsunion und der Wiedervereinigung verloren. Aber langsam besannen sich die Magdeburger*innen im Spätherbst des Jahres 1990 wieder der gewohnten Qualität aus dem Hause Mund. Maßgeblich für das Weiterbestehen des Betriebs war im Jahr 1990 die Eröffnung eines kleinen Cafés im Magdeburger Stadtpark. Die ursprünglich unscheinbare Baracke in Nähe der Stadthalle wurde zu einem Café umgebaut. Viel Hoffnung hatte Thomas Mund ursprünglich nicht in das Geschäft, aber die Spaziergänger*innen im Stadtpark nahmen das Café an. Thomas Mund erinnert sich gern daran, dass er die alte Familientradition seines Großvaters wieder aufnahm und frischen Heimbs-Kaffee im Stadtparkcafé brühte.

In den frühen 90-er Jahren normalisierte sich das Geschäft langsam wieder und Thomas Mund nutze seine Kontakte und Kenntnisse, um für das Konditoreigewerbe Sachsen-Anhalts auch international aktiv zu sein. Er erinnert sich, wie er daran mitwirkte, die von der EU geplante Direktetikettierung an Produkten für die Konditoren zu verhindern. In den frühen 2000-er Jahren begann er das Konditoreigeschäft um einen Cateringbetrieb zu ergänzen, der für Feste und Veranstaltungen kleine Speisen und den damit verbundenen Service anbietet. Auch diese Entscheidung erwies sich als sehr erfolgreich. Knapp 40% des Betriebsumsatzes stammte zwischenzeitlich aus diesem neuen Standbein des Unternehmens.

Nachfolge gesucht

Mitte des letzten Jahrzehnts begann Thomas Mund, seine unternehmerische Aktivität langsam zurückzufahren. Die unternehmerische Frage war für ihn weiter zu wachsen und in eine Filialisierung einzusteigen oder aber den Betrieb klein aber dafür fein weiterzuführen. Durch das Fehlen eines Nachfolgers hat sich Thomas Mund für die letzte Variante entschieden. Zwischenzeitlich arbeitet er nur noch unregelmäßig für ausgewählte Kund*innen überwiegend im Cateringbereich und nutzt die Bäckerei nur noch im Ausnahmefall. Einen Nachfolger, der das bald 100 Jahre alte Traditionsunternehmen im Vollbetrieb übernehmen würde, würde er gerne finden.