Unbekannter Brief Otto von Guerickes präsentiert
Das bislang unbekannte Schreiben vom 27. August 1648 zeigt den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke (1602–1686) auf einer Friedensmission. Im Sommer 1648 geraten die Verhandlungen um den Westfälischen Frieden ins Stocken. Schwedische Truppen marschierten an Magdeburg vorbei gen Süden. In der schwer zerstörten Stadt hält man den Atem an. Am 25. August wird Bürgermeister Otto von Guericke nach Zerbst geschickt, um mit dem schwedischen Oberbefehlshaber und späteren König Karl Gustav (1622–1660) zu verhandeln.
Guerickes Auftrag ist einfach. Er soll von den Schweden die Garantie erwirken, Magdeburg nicht noch einmal zum Kampfschauplatz zu machen. Aus dem nun erworbenen Brief erfahren wir, was Guericke in Zerbst erlebt hat. Hier klaffte bisher eine Lücke in der Überlieferung, denn aus dem Jahre 1648 war kein einziger Brief Guerickes bekannt. Soviel sei verraten: Guerickes Mission bei den Schweden verlief erfolgreich und im Herbst ging der Dreißigjährige Krieg endlich zu Ende.
Das Stadtarchiv Magdeburg verwahrt in seinem Bestand A I „Akten der Altstadt, 1632–1815“ eine über viele Jahre geführte Korrespondenz Otto von Guerickes – die weltweit umfangreichste Überlieferung von Schriftstücken des großen Physikers und Politikers überhaupt. In diesen historischen Kontext gehört auch der ursprünglich im Magdeburger Ratsarchiv verwahrte Guerickebrief von 1648. Nach dem archivischen Provenienzprinzip, d. h. der Ordnung nach dem Entstehungszusammenhang, wird er nun dem Bestand A I wieder hinzugefügt.
Hintergrund zu „Magdeburger Spuren“
Das Sammeln und Bewahren von authentischen Quellen sind Kernaufgaben eines Stadtarchivs. In Magdeburg ist dies wegen der schweren Überlieferungsverluste von 1631 und 1945 eine besondere Herausforderung. Das Stadtarchiv hat – vor allem durch das Projekt „Magdeburger Spuren“ – die Verbesserung der Quellenlage zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit in den kommenden Jahren erklärt. Denn nur mit Quellen können die Lücken in der städtischen Erinnerung geschlossen werden, um Magdeburgs reiche Vergangenheit zu entdecken und für die Gegenwart verfügbar zu machen.
Der Erwerb des im Kunsthandel aufgetauchten Briefs Otto von Guerickes ist das Ergebnis der vertrauensvollen Zusammenarbeit vieler Partner. Besonders zu danken ist dabei der Kloster Bergeschen Stiftung und den Freunden des Stadtarchivs Magdeburg e.V. Ihre großzügige Förderung hat den Erwerb erst möglich gemacht.
Durch den Neufund erhält die Erforschung der älteren Stadtgeschichte Magdeburgs einen wichtigen Impuls. Der Guerickebrief ist nicht mehr nur ein Sammlerobjekt, sondern kann heute erstmals als historisches Zeugnis für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.