Fachwerkstatt
Die Leitziele des Rahmenplanes wurden im Rahmen einer Werkstatt am 19. Februar 2020 im IBA-Shop mit der Fachöffentlichkeit diskutiert. Diese Veranstaltung war nicht öffentlich. Das Erarbeitete präsentieren wir Ihnen hier.
Die Ergebnisse bereiten den zweiten öffentlichen Dialog (dialog 2) vor.
Bestandspläne der Innenstadt
Übersicht: Ablauf der Veranstaltung
In der „Fachwerkstatt“ zum Rahmenplan Innenstadt Magdeburg wurden Leitziele der Innenstadtentwicklung mit der Magdeburger Fachöffentlichkeit diskutiert. Dazu lud das Stadtplanungsamt erneut in den IBA-Shop ein. Die Fachwerkstatt war die dritte Veranstaltung im Prozess der Erarbeitung des Rahmenplans. Teilgenommen haben die beteiligten Fachämter der Verwaltung sowie Expert*innen aus den Bereichen Wohnen, Soziales, Kultur, Mobilität Einzelhandel und weitere Akteur*innen der Innenstadt. Moderiert wurde die Veranstaltung durch das Planungsbüro Urban Catalyst aus Berlin.
Die Einleitung in den Abend fand durch Herrn Dr. Lerm, Leiter des Stadtplanungsamtes, statt. Anknüpfend erklärte das Büro Urban Catalyst den Teilnehmenden den Ablauf des gesamten Verfahrens und die Ziele des Rahmenplans. Im Anschluss reflektierte das Büro den aktuellen Stand der sektoralen Analyse, die Auswertung der ersten Dialogveranstaltung und erste Ergebnisse, die drei übergeordnete Handlungsfelder in den Fokus setzen:
- Magdeburg urban
- Magdeburg vernetzt
- Magdeburg vielfältig
Unter Berücksichtigung von übergeordneten Zukunftstrends waren die Teilnehmenden gefordert, anhand der drei Handlungsfelder grundsätzliche Entwicklungsrichtungen zu diskutieren und ihre Übertragung in die räumliche Ebene zu erarbeiten. Die Ergebnisse bieten eine weitere Grundlage für die Entwicklung des Rahmenplans. Im Folgenden sind die Ergebnisse der Arbeitsgruppen festgehalten.
Teil 1 Information
Begrüßung und Hintergrund
Dr. Matthias Lerm, Leiter des Stadtplanungsamtes der Landeshauptstadt Magdeburg
Herr Dr. Lerm hieß alle Anwesenden willkommen. Einführend stellte er den Rahmenplan als Richtungsweisendes Projekt angesichts einer nicht immer gewissen nahen Zukunft dar. Die Bevölkerungsprognosen sagen kein starkes Wachstum voraus. Dennoch seien die Investitionsmöglichkeiten in der Landeshauptstadt günstig, erörtert Dr. Lerm und zahlreiche Bauprojekte, das neue Domquartier, Luisencarré und der „Blaue Bock“ werden in der Innenstadt umgesetzt. Magdeburg setzt sich ambitionierte Ziele. Durch die Kulturhauptstadtbewerbung soll unter anderem auch die Entwicklung der Innenstadt bestärkt werden.
Dem Rahmenplan kommt in diesem Kontext die Aufgabe zu, den Blick weiter in die Zukunft zu richten. Wie geht es nach den aktuellen Bauprojekten weiter? Wie werden neue Symbole für die Stadtentwicklung gesetzt? Wie wird eine bessere Orientierung in der Innenstadt gewährleistet? Das Zusammenfassen, Zusammenführen und Zusammenbringen stellt Dr. Lerm als ein zentrales Thema für den Rahmenplan dar. Die bedeutende Stadt des Mittelalters könne durch eine zusammenhängende Innenstadt gestärkt werden. Die charakteristisch so verschiedenen Räume wie das Domviertel, der Hasselbachplatz, das Wohnviertel um die Jakobstraße und die Kulturmeile, sollten als eine Innenstadt begriffen werden.
Dazu bedürfe es auch der Zusammenarbeit der Akteure und Akteurinnen in der Innenstadt. Zu diesem Zweck wird die Fachexpertise in der Fachwerkstatt zusammengebracht, um gemeinsame Leitlinien für die Innenstadt zu entwickeln.
Verfahrensablauf und Ziele
Anna Bernegg, Urban Catalyst GmbH
So entsteht der Rahmenplan:
Der Rahmenplan soll strategische Leitlinien und Ziele für die Entwicklung der Innenstadt für die kommenden Jahre festhalten. Um dies sicherzustellen, soll das Produkt aus drei Planungssträngen zusammenfließen: Der lokalen Fachplanungsexpertise aus Verwaltung und wichtigen Stakeholdern, dem fachplanerischen „Blick von außen“ sowie dem Alltagswissen möglichst vieler Magdeburgerinnen und Magdeburger, die sich am Dialog zur Zukunft der Innenstadt beteiligen. Die fachplanerische Analyse und Entwicklung von Leitlinien bis hin zu Handlungsempfehlungen wird dadurch immer wieder mit öffentlichen Dialogveranstaltungen verknüpft und gegengeprüft.
Der Dialog „Zukunft Innenstadt“ soll
- den Prozess transparent gestalten und immer wieder Informationen zum
Arbeitsfortschritt geben,
- einen Dialog über die Identität und die zukünftige Entwicklung der Innenstadt an-
stoßen,
- das lokale Wissen von Bürger*innen, Vereinen und Selbstverwaltungsgremien in
den Prozess einbinden und
- neue Kooperationen mit lokalen Akteuren und nachhaltige Strukturen für die
Entwicklung der Innenstadt aufbauen.
Was ist der Rahmenplan?
Der Rahmenplan ist ein informelles Planungsinstrument, welches in Bezug auf Maßstab und inhaltliche Konkretisierung zwischen dem Flächennutzungsplan (FNP) und rechtlich bindenden Bebauungsplänen (B-Plan) anzusiedeln ist. Er soll die groben Entwicklungsziele, insbesondere räumlich, darstellen und sowohl Themen als auch Handlungsschwerpunkte und „Leitprojekte“ sichtbar machen.
Zielstellungen:
Der Dialogprozess „Zukunft Innenstadt“ soll gemeinsam mit der fachlichen Erarbeitung eine gemeinsam getragene Vision von der Innenstadt Magdeburgs entwickeln. Es soll eine Vorstellung davon entstehen, wie die Innenstadtentwicklung zukunftsorientiert gestaltet, die Identität und Lebensqualität der Gesamtstadt durch das Hervorheben bestehender Qualitäten und Angehen von Herausforderungen gestärkt werden kann. Der Rahmenplan soll so eine Handlungsgrundlage für die zukünftige Entwicklung sein. Er ist kein isoliertes Planungsdokument, sondern ein Produkt von Vielen!
Analyse und erste Erkenntnisse
Fritz Lammert und Philip Schläger (Foto), Urban Catalyst GmbH
Auf Grundlage der bestehenden Planungsunterlagen (wie dem ISEK, Rahmenplan Kulturhauptstadt, Klimaanpassungskonzept u.a.) wurden erste planerische sektorale Analysen durchgeführt und durch den wichtigen Input aus der ersten Dialogveranstaltung qualifiziert. Als Zitate der umfassenden Analyse wurden Erkenntnisse zu den Bereichen historische Entwicklung, Stadtmorphologie, Mobilität, Freiraum und Nutzungen vorgestellt (die konkreten Aussagen sind in der beigelegten Präsentation aus der Fachwerkstatt dargelegt). Die sektoralen Betrachtungen werden zu integrierten Handlungsfeldern zusammengeführt. Sie spannen einen Rahmen für die Leitziele auf, die richtungsweisend für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt gelten sollen. Die Diskussion der Leitziele sowie die Identifikation von Schwerpunkträumen stand im Mittelpunkt der Fachwerkstatt.
Teil 2 Arbeitsphase
Positionierung: Wo stehen Sie?
Als „Warm-up“ für die gemeinsame Arbeitsphase wurden die Teilnehmenden gebeten, sich zu drei Fragestellungen im Raum zu positionieren:
Zentrales Ziel der Magdeburger Innenstadtentwicklung ist:
1. Autofreie Innenstadt mit ÖPNV, Gewerbe-, Fuß- und Radverkehr
vs. Status quo+ mit Tempo 30 und Verkehrsberuhigung in Quartieren
2. Max. Nachverdichtung mit hoher baulicher Dichte in der ganzen Innenstadt
vs. Freiraumoffensive durch Aktivierung und Umgestaltung bestehender und
neuer Freiräume
3. Visionärer Plan als Grundlage für neue Zielsetzungen
vs. Umsetzungsorientierter Plan zur Orientierung an vorhandenen Planungen
Es entstand ein erstes, nicht immer eindeutiges Meinungsbild, das einen guten Einstieg in die vertiefende Diskussion an den Arbeitsstationen bot.
Drei Blickfelder auf die Innenstadt
Über Fragen an drei verschiedenen Themen-Tischen wurde unter Moderation durch das Projektteam und gemeinsam mit allen Teilnehmenden über Leitziele innerhalb des entsprechenden Blickfeldes diskutiert. Die drei Blickfelder wurden zuvor aus der Analyse des Planungsteams hergleitet:
1. Magdeburg urban
2. Magdeburg vernetzt
3. Magdeburg vielfältig
Ein Überblick über die diskutierten Themen und Beiträge wird auf den folgenden Seiten gegeben.
1. Blickfeld: Magdeburg urban
These:
Die Magdeburger Innenstadt hat großstädtischen Charakter, aber zu wenig Urbanität.
Als Einstieg in die Diskussion zum Thema Urbanität wählten die Teilnehmenden jeweils einen Zukunftstrend aus der Palette, der die Aspekte der Urbanität aus persönlicher Perspektive oder für Magdeburg in besonderem Maße wiederspeigelte.
Erste Kernerkenntnisse ließen sich daraus ableiten:
- Um Urbanität in Magdeburg zu schaffen, müssen wir uns mit dem Verkehr befassen!
- Es gilt Möglichkeiten auszutesten, wie die Elbe stärker aus der „Tiefe des Raumes“ in der Innenstadt wahrgenommen werden kann.
Erste Leitlinien für eine urbane Innenstadt:
Profil und Identität
Eingangs wurde diskutiert, was die Vision und das Profil Magdeburgs sein kann. Welche Alleinstellungsmerkmale für die Zukunft taugen und wie die Stadt in fünfzig Jahren aussehen soll? Dabei wurde deutlich, dass es auch um ein besetzen von Themen (z.B. Digitale Stadt oder Grüne Stadt) geht, um die langfristigen Ziele der Stadtentwicklung zu vermitteln.
Innenstadt in Magdeburg ist: ein erweitertes Wohnzimmer, eine Stadt der kurzen Wege, eine Stadt in der man sich kennt, eine „kleinere“ Großstadt, eine Stadt der Teilräume.
Verkehr und Mobilität
Es sollen künftig weniger Flächen für den Autoverkehr bereitgestellt werden. Spuren auf Fahrbahnen ausgewählter Straßen sollen reduziert werden (z.B. Ernst-Reuter-Allee, Erzbergstraße, Schleinufer, Breiter Weg ohne MIV). Abzuwägen ist außerdem eine Einhausung des Schleinufers, um im Bereich Jacobstraße die Bebauung bis ans Wasser heranführen zu können.
Grün- und Freiflächen
Es gilt, bestehende Freiräume und Plätze aufzuwerten und sie zu Treffpunkten mit hoher Verweil- und Funktionsqualität zu entwickeln. Damit verbunden ist die Festlegung von Qualitätsstandards zur Gestaltung öffentlicher Räume (vgl. Handbuch öffentlicher Raum Brüssel, Bern, Basel, Wien u.a.).
Darüber hinaus ist zu prüfen, wo Versiegelung zu Gunsten von Grünflächen reduziert werden können und wie die Innenstadt Magdeburgs – auch mit Blick auf die Anpassung an den Klimawandel – grüner und resilienter gestaltet werden kann.
Verdichtung
Hinsichtlich der baulichen Entwicklung gilt es grundsätzliche Richtungsentscheidungen zu treffen: Eine konsequente Nachverdichtung und Innenentwicklung, die zu mehr Urbanität in der Innenstadt führt, werden Auswirkungen auf Bereiche in der äußeren Stadt haben, da insgesamt von einer weitgehend gleichbleibenden Nachfrage auszugehen ist. Dennoch erscheinen punktuelle Nachverdichtungen in Blockinnenbereichen (z.B. Maritim) sinnvoll und sollten weiterverfolgt werden.
Neben der baulichen Entwicklung sollte das Thema Verdichtung vor allem auch mit Blick auf die Steigerung der Erlebnis-, Funktions- und Angebotsdichte betrachtet werden.
Räumliche Schwerpunkte
> Wohnlagen Jakobstraße
Die Wohnquartiere um die Jakobstraße werden sich in den kommenden Jahren aufgrund des sich vollziehenden Generationenwechsels stark verändern. Es gilt, die Lebensqualität in den derzeitigen Wohnlagen zielgruppengerecht zu erhöhen. Dabei ist abzuwägen, wie die Wohnlagen für unterschiedliche Gesellschaftsgruppen attraktiv gestaltet werden können: Mit welchen neuen Wohnformen können junge Menschen und Familien angesprochen werden und wie können die Wohnlagen gezielt für ältere Menschen als zentral gelegenes Seniorenwohnen einer alternden Gesellschaft dienen? Insb. Bereich um die Johanniskirche.
> Stadteingänge
- S-Bahnhof Hasselbachplatz: Frequenzsteigerung des Bahnhofs durch verbesserte Anbindung an den Stadtraum und Gestaltung der angrenzenden Bereiche, die derzeit brach liegen.
- Universitätsplatz als Eingang in die Innenstadt aufwerten, funktionalen Bezug zum Opernhaus herstellen.
- Perspektivisch ist nach Fertigstellung der Tunnelarbeiten der Bereich Willi-Brandt-Platz/Ernst-Reuter-Allee und Damaschke Platz in seiner Funktion und Aufenthaltsqualität sowie als Eingangsbereich in die Innenstadt zu überprüfen.
Verkehrsberuhigung/ Sperrung Breiter Weg für den MIV und Radwegeausbau insbesondere im Bereich Bärstraße bis Universitätsplatz prüfen.
1. Blickfeld, Magdeburg urban: Arbeitsergebnis
2. Blickfeld: Magdeburg vernetzt
These:
Die Magdeburger Innenstadt ist gut erschlossen, aber es fehlt der Zusammenhang.
Als Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Blickfeld der Vernetzung "Die Zukunftstrends für die Magdeburger Innenstadt" im Rahmen der Vernetzung.
Das zweite Blickfeld „Vernetzt“ integriert Fragen zu Mobilität, Freiraum, Orientierung, städtischen Infrastrukturen und ein weiteres Verständnis von Konnektivität und bezieht so auch Fragen der Digitalisierung ein. Dazu wurde bemerkt, dass die Fragen einer besseren Vernetzung ebenso mit Fragen der Quartiersentwicklung und räumlichen Verdichtung zusammenhängen. Auf Grundlage dieser gemeinsamen Schärfung des Aufgabenverständnis wurden Potenziale für die Innenstadt diskutiert und ebenso Hemmnisse identifiziert, welche zu überwinden sind.
Stärken & Potenziale:
> Rad: Starke Nachfrage nach Stellplätzen. Radparkhaus am Bahnhof geplant, aber
Verhandlungen mit der DB sind schwierig.
> Radschnellverbindungen: Nord-Süd Verbindungen können verbessert werden
> Fußverkehr: Einfacher und schöner.
> ÖPNV Ausbau im Norden möglich durch eine potenziell höhere Auslastung infolge
der Neubauprojekte
> City-Logistik mitdenken und den Anstieg des Kfz-Verkehrs als Folge verhindern
> Belebte Freiräume: Friedensplatz aufwerten. Atmosphäre durch mehr Erlebnis.
Vernetzung durch soziales Leben. Attraktivere öffentliche Räume sorgen für
bessere Vernetzung
> Mehr Aufenthaltsqualität durch mehr Begrünung: Flächen entsiegeln für besseres
Wassermanagement und besseres Stadtklima
> Durch eine Nachverdichtung in Quartieren entstehen kürzere Wege und eine
bessere Auslastung von Verkehrsträgern
> Campus der Uni besser an die Innenstadt anknüpfen. Denkbar sind Kooperationen
zu autonomem Fahren.
> Die Elbe ist noch zu sehr abgeschnitten. Exemplarisch dafür steht der fehlende
Zugang von der Strombrücke
Defizite & Hemmnisse:
- Rad: schlechte Wegequalität. Diebstahl und Vandalismus. Radabstellmöglichkeiten
gerade am Hauptbahnhof. Nur „Duldung“ auf dem Breiter Weg
- Unklare Wegeaufteilung zwischen Fuß- und Radverkehr: Am Breiter Weg
(Nordabschnitt), an der Elbpromenade
- Fußverkehr: zu lange Wartezeiten an Ampeln. Gefährliche Überquerungen an
wichtigen Stellen
- Zu viel ebenerdiges Parken in der gesamten Innenstadt
- Schlechte ÖPNV Anbindung im Norden (westlich der Erzbergstraße und östlich
der Jakobstraße)
- Barriere Ernst-Reuter-Allee: Insbesondere für die Kreuzung am Breiter Weg muss
eine neue Verkehrslösung her
Erste Leitlinien für eine vernetzte Innenstadt:
>> Flächeneffiziente Nutzung des Verkehrsraumes
>> Reduzierung ebenerdiger Kfz-Parkplatzflächen (sowohl auf Plätzen als auch
Straßenseitiges Parken)
>> Eigene Wegeführungen für Rad- und Fußverkehr
>> ÖPNV Ausbauen, besonders im Norden der Innenstadt
>> Kleinräume Vernetzungen in Quartieren stärken
>> Ost-West Verbindungen stärken für Rad- und Fußverkehr
>> Grünverbindungen stärken, insbesondere entlang von Wegen zum Flanieren
>> Klimasensible Aufwertung des öffentlichen Raumes (Begrünung, Bewässerung)
>> Akteure vernetzen für einzelne Projekte (nach dem Vorbild „Lichterwelt“)
Räumliche Schwerpunkte:
Die Diskussion zu Herausforderungen der Vernetzung wurde explizit entlang spezifischer Räume in der Innenstadt geführt. Sie veranschaulichen repräsentative Probleme, die ebenso für andere Orte der Innenstadt gelten können:
- Hauptbahnhof: Hier fehlen adäquate, d.h. sichere und praktische Radabstellanlagen. Der Bau eines Radparkhauses ist seit langem geplant, konnte aber bisher nicht umgesetzt werden.
- Universitätsplatz/Am Krökentor: Es fehlen praktische Verbindungen (die Übergänge zum Universitäts-Campus) an der B1. Fuß- und Radverkehr können hier kaum Queren. Bessere Übergänge, mit kürzeren Wartezeiten sind notwendig.
- Anschluss der Elbe: Bessere Zugänge zur Elbe sind wichtig. Gerade von der Strombrücke aus sind direkte Zugänge zur Elbpromenade nötig.
2. Blickfeld, Magdeburg vernetzt: Arbeitsergebnis
3. Blickfeld: Magdeburg vielfältig
These:
Die Magdeburger Innenstadt hat starke Charaktere aber zu wenig Mischung.
Das dritte Blickfeld setzt einen Fokus auf das funktionale Profil der Magdeburger Innenstadt. Hier ging es darum innerhalb des bestehenden Nutzungsspektrums die Defizite aufzuspüren sowie die Potenziale und Alleinstellungsmerkmale zu identifizieren. Als Grundlage für die Arbeitsgruppe diente eine Karte, in der die Magdeburger Innenstadt in unterschiedliche funktionale Teilräume gegliedert wurde.
In der Diskussion wurden insbesondere die Themenfelder Einzelhandel, Wohnen und Kultur diskutiert. Zudem wurden die Themen Öffentlicher Raum und Mobilität als wichtig erachtet.
Trends
- Einzigartigkeit der Stadt / Urbanisierung
- Multifunktionalität
- Micro Housing
- Öffentlicher Raum
- Soziale Polarisierung
- Gemeinsam Wohnen /Lebensstile
- Gemeinsam Bauen
- Authentisches Reisen
- Convenience
- Lebensqualität / Klima
- Klimasensible Architekturen
- Nahtlose Mobilität / Mobilität
- Fokus Fahrrad
- Stadt zu Fuß
- Neue Ladenkonzepte / Neue Arbeit
- Kreativ-Ökonomie
- Urbane Produktion
- Mitmachstadt / Teilhabe
- Soziale Gerechtigkeit
- Gemeinsam Bauen
Stärken & Potenziale
> Starke Identitäten: Die Magdeburger Innenstadt ist von vielen Quartieren mit
starken Identitäten und unterschiedlichen Qualitäten geprägt.
> „Stadt des Himmels“: Die langen Achsen mit ihrer Großstädtischen Morphologie
sind ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Städten (z.B. Halle oder
Braunschweig)
> Flaniermeile Breiter Weg: Der Breite Weg bildet durch die (fast nahtlos)
durchgehende aktive Erdgeschosszone ein großes Potenzial als Flaniermeile, an
der die vielfältigen Qualitäten der Innenstadt noch besser erfahrbar werden
können.
> Identitätsraum Elbe: Die Grün- und Aufenthaltsräume an der Elbe (Promenade
und Stadtpark) sind für viele Magdeburger*innen die attraktivsten Freizeit- und
Naherholungsziele. In der Weiterentwicklung liegt ein großes Potenzial für die
Innenstadt.
> Handlungsspielräume: In der Innenstadt sind viele Liegenschaften in öffentlicher
Hand, Insbesondere die Erdgeschosse könnten strategisch genutzt werden, um
neue Mischungen und Experimente zu ermöglichen
> Entwicklungspotenzial: In der Innenstadt existieren noch viele Möglichkeiten,
durch Nachverdichtung neue funktionale Mischungen zu erzielen.
> Viele Studierende: Der Universitätscampus in unmittelbarer Nähe der Innenstadt
stellen ein großes Potenzial dar, das noch zu wenig ausgeschöpft wird.
Defizite & Hemmnisse
- Monofunktional: Viele Teilräume in der Magdeburger Innenstadt sind zu mono
funktional und werden als wenig urban empfunden.
- Barrieren: Zentrale touristische Ziele und Identitätskerne (z.B. Domplatz und Alter
Markt) sind durch große Verkehrsbarrieren voneinander getrennt.
- Fehlende Mischung: Es besteht oftmals eine starke räumliche Trennung zwischen
kulturellen Nutzungen und Einzelhandel / Gastronomie.
- Introvertierte Strukturen: Die großen Einkaufszentren (insbesondere das Allee-
Center) „schlucken“ die Frequenz und konzentrieren sie im Zentrum - andere
Einkaufslagen (nördlicher und südlicher Breiter Weg) sind davon stark
beeinträchtigt.
- Fehlende Kaufkraft? Viele Einzelhändler sind in den vergangenen Jahren öfter
umgezogen, um in die jeweils besseren Lagen zu kommen.
- Zu geringes Angebotsspektrum: Insbesondere im Norden gibt es wenig Angebote
für junge Menschen (Einzelhandel, Gastronomie, Wohnen)
- Fehlende Resilienz: Die Wohngebiete im nördlichen Teil (östlich und westlich vom
Breiten Weg) haben sehr homogene Bewohner*innenstrukturen – in naher
Zukunft wird darum gehen einen Generationenwechsel zu vollziehen.
Erste Leitlinien für eine vielfältige Innenstadt
>> Magdeburg schafft neue Mischungen in unterschiedlichen Maßstäben:
1) Die Gesamte Innenstadt wird als ein Zusammenspiel vielfältiger Teilräume mit
starken Profilen und Identitäten (Öffentliche Räume, Treffpunkte,
Nahversorgung) erlebbar.
2) Teilraum: Monofunktionale Teilräume werden durch neue Nutzungen ergänzt
3) Mikro: Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungen ermöglichen
>> Neue Angebote (Wohn-, Handel-, etc.) für unterschiedliche Lebensstile schaffen.
>> Mehr Kultur in die Innenstadt
>> Erdgeschosse als Experimentierraum
>> Kommunale Flächen halten und entwickeln (Verwertungsdruck rausnehmen)
>> Von der Achse zum Gewebe
>> Öffentlicher Raum als Erlebnisraum für Vielfalt
> Verkehrsreduktion
> Fokus Fahrrad
Räumliche Schwerpunkte
- Urbanisierung „Jakob-Viertel“
> Bauliche Kante an der Jakobstraße ausbilden / Neue Höfe schaffen
> Gewerbliche / gemeinschaftliche Nutzungen im Erdgeschoss (Flexible Zone)
> Öffentliche Räume qualifizieren: Begegnungsmöglichkeiten schaffen
- Prämonstratenserberg verdichten
- Nord-Süd Achsen ausdifferenzieren
> Bahnhofstraße: Grüne Infrastruktur und Freizeitnutzungen
> Otto-von-Guericke-Straße: Als Allee ausbilden (Baumpflanzungen und
Begrünung), Anpassung Radinfrastruktur
> Breiter Weg wird zum „Broadway“: Starke Verkehrsreduktion / Flaniermeile
mit unterschiedlichen Teilprofilen und Atmosphären / Hasselbachplatz als
„Klein-Berlin“
> Hegelstraße-Domplatz-Regierungsstraße-Jakobstraße: Durch Bebauung
Prämonstratenserberg und Jakobstraße entsteht neue Dichte
> Schleinufer-Elbe-Promenade: Querung verbessern, Elbpromenade stärker
programmieren
3. Blickfeld, Magdeburg vielfältig: Arbeitsergebnis
Zusammenführung und Ausblick
Die Ergebnisse jeder Arbeitsgruppe wurden im Plenum vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Als Ergebnis der Veranstaltung sind in allen drei Handlungsfeldern erste Leitlinien für die Entwicklung der Innenstadt formuliert worden. Weitergehend waren jeweils Räume Diskussionsleitend und repräsentieren Orte verstärkten Handlungsbedarfes. Diese können als Vorschläge für Schwerpunkträume gelten, zu denen der Rahmenplan insbesondere Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen soll.
Nach der intensiven Arbeit zu den drei Themenfeldern fasste Anna Bernegg (Urban Catalyst GmbH) die Diskussionen zusammen und bedankte sich für das Interesse und die rege Beteiligung der Fachexpertinnen und Experten. Explizit wurde auf die kommenden öffentlichen Veranstaltungen, den Dialog „Zukunft Innenstadt 2“ (dialog 2) im Mai sowie die abschließende Dialogveranstaltung „Zukunft Innenstadt 3“ (dialog 3) im September 2020 verwiesen.