Norbert von Xanten
Norbert von Xanten kann als eine der spannendsten geistlichen Figuren des Hochmittelalters angesehen werden. Aus einer adligen Familie stammend konnte der Begründer des Prämonstratenser-Ordens schon früh auf eine beachtliche kirchliche Karriere am kaiserlichen Hof verweisen.
1115 jedoch kehrte Norbert vom luxuriösen Lebensstil der kirchlichen Würdenträger ab, wurde Wandermönch und schließlich Ordensgründer.
Elf Jahre später wandelte sich Norberts Leben erneut, als er das Amt des Erzbischofs von Magdeburg übernahm. Dieser Wechsel vom Wanderprediger zum geistlichen Fürsten war bei seinen Anhängern durchaus umstritten. Doch auch als Bischof setzte Norbert von Xanten auf ein Leben in Demut und Bescheidenheit.
Vom Wanderprediger zum Ordensgründer
Der Sage nach soll es ein Blitzschlag gewesen sein, der Norbert von Xantens Leben nachhaltig veränderte. Nach dem Erweckungserlebnis, das sich 1115 im heute deutschen Vreden zugetragen haben soll, lässt sich Norbert zum Priester weihen und tauscht seine seidene Kleidung gegen einfache Gewänder.
Als Wanderprediger fordert er: An Stelle von Prunksucht und Habgier sollen wieder Gottes- und Nächstenliebe treten. Das überzeugt und begeistert immer mehr Menschen. Mit einigen von ihnen gründet Norbert 1120 im französischen Tal von Prémontré ein neues Kloster. Aus der dortigen Gemeinschaft aus Laien und Geistlichen geht Weihnachten 1121 der heute weltweit blühende Prämonstratenser-Orden hervor. Seine Mitglieder verschreiben sich einem enthaltsamen Leben, teilen allen Besitz, arbeiten und beten gemeinsam. Schon bald beginnt Norbert von Xanten weitere Klöster zu gründen. Bis ihn der Reichstag von Speyer 1125 zum Bischof von Magdeburg beruft.
Erzbischof streitbarer Magdeburger
Norberts Berufung zum Bischof erzeugt großen Gegenwind. Erst aus den eigenen Reihen, die eine Abkehr von den Idealen des jungen Ordens befürchten, dann bald von den Magdeburgern, die zum Ziel strenger Reformen werden. Denn mit dem damals circa 40 Jahre altem Bischof, der im Büßergewand auf einem Esel reitend in die Stadt einritt, hält eine neue Idee des kirchlichen Lebens in Magdeburg Einzug.
Als unnachgiebiger Reformer macht er sich sowohl bei den adeligen Domherren, deren Lebensstil er angreift als auch bei einfachen Priestern, die er zum Einhalten des Zölibats verpflichtet, Feinde. Auch viele Bürger sehen sich gegängelt. In ganz Magdeburg herrscht Empörung. Nach einem Aufstand und zwei Mordanschlägen muss der Bischof nach Halle fliehen. Norbert beantwortete diese Aufsässigkeit mit einem Interdikt, dem Verbot aller kirchlichen Handlungen einschließlich der Sakramentenspendung, um das Volk zur Räson zu bringen.
Auch als Bischof setzt sich Norbert von Xanten weiter für den von ihm gegründeten Orden ein. 1129 wandelt er das Stift Unser Lieben Frauen in ein Prämonstratenser-Kloster um. Ansehen und Einfluss des Mutterklosters in Magdeburg wuchsen in der folgenden Zeit rasch. Zahlreiche Tochterklöster wurden von hier aus gegründet, ein Erzbischof und sieben Bischöfe hervorgebracht.
Norbert von Xanten starb am 6. Juni 1134 in Magdeburg, wahrscheinlich an Malaria. Seine Gebeine, die zunächst in Magdeburg bestattet waren, wurden 1627 in die Prämonstratenser-Abtei Strahov bei Prag überführt.