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Igor Alexejewitsch Belikow

  
     

 

geb. 26. Februar 1941 in Charkow,

gest. Mai 2015

Jagdflieger, Oberst der sowjetischen Streitkräfte

Igor Belikow war ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts als Fliegeroffizier bei den sowjetischen Luftstreitkräften in Zerbst stationiert. Während eines Aufenthaltes in Magdeburg rettete der Hauptmann am 13. März 1969 dem damals vierjährigen Mädchen Kathrin Lehmann das Leben, als diese aus dem 5. Stock des Wohnhauses Wilhelm-Pieck-Allee 24 (heute Ernst-Reuter-Allee) 22 Meter in die Tiefe stürzte. Geistesgegenwärtig breitete er seinen Uniformmantel aus und fing das Kind auf. B. wurde in der DDR über Nacht zum Helden und zum Symbol der deutsch-sowjetischen Freundschaft erhoben, er selbst wies den Status eines Helden stets von sich. Ausdruck der propagandistischen Instrumentalisierung des Ereignisses in der DDR sind u. a. der DEFA-Film „Ein Held in Sekunden“ aus dem Jahr 1969 und das 1970 erschienene Kinderbuch „Kathrins Donnerstag“ von Gotthold Gloger (1924-2001).
1970 kehrte B. in die Sowjetunion zurück. Er absolvierte die Militärakademie der Luftstreitkräfte „J. A. Gagarin“, diente im Kaukasus, auf der Krim, in Afghanistan, im Ural, in der ČSSR und in der Ukraine.
Bis 1988 leitete er das Bergungskommando für die aus dem All heimkehrenden sowjetischen Raumschiffe in Kasachstan. Die Stadtverordnetenversammlung Magdeburg beschloss am 9. Juni 1977
ihm anlässlich des 60. Jahrestages der Oktoberrevolution das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Die Lebensrettungsmedaille hatte er bereits am 27. März 1969 aus den Händen von Oberbürgermeister Werner Herzig (geb. 1928) erhalten. Erst 14 Jahre nach seiner Rettungstat, Anfang 1983, weilte B. wieder zu einem kurzen Aufenthalt in Magdeburg. Ein dienstlicher Auftrag hatte den nunmehrigen Oberstleutnant der sowjetischen Luftstreitkräfte in die DDR geführt. Bei einem weiteren Besuch zwei Jahre später erhielt er in Berlin den Vaterländischen Verdienstorden der DDR, in Magdeburg trug er sich am 10. Mai 1985 in das Ehrenbuch der Stadtverordnetenversammlung und auf Seite 1 des neu angelegten Goldenen Buches der Stadt ein. Er besichtigte die von dem Magdeburger Bildhauer Heinrich Apel (geb. 1934) geschaffene Bronzeplastik zur Erinnerung an seine Rettungstat gegenüber vom Ort des einstigen Geschehens und traf den Künstler persönlich. Im Oktober 1989 besuchte er erneut Magdeburg, diesmal begleitet von einem Team, das einen Dokumentarfilm über ihn drehte. Zum damaligen Zeitpunkt war B. Stabschef eines Luftkommandos in Georgien. Bei seinem nächsten Besuch in Magdeburg, im Juli 1994, kam er bereits als Pensionär, denn 1991 ist er aus der Armee verabschiedet worden. Seither wohnt er mit seiner Familie in Lugansk in der Ukraine. Drei weitere Besuche in Magdeburg folgten auf Einladung der Stadt im Mai 1995 anlässlich des 50. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges, im Juni 1999 anlässlich des 30. Jahrestages der Rettungstat von B. und im Oktober 2005 anlässlich des 1200. Stadtjubiläums. Der Aufenthalt im Sommer 1999 gab den Anstoß für dringend benötigte Hilfslieferungen aus Magdeburg für ein Krankenhaus in Lugansk, in dem B. stundenweise als Verantwortlicher für Zivil- und Katastrophenschutz arbeitete.

Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 184 St. 137; Volksstimme v. 14.03.1969, 28.03.1969, 10. 06.1977, 03.02.1983, 05.02.1983, 11.05.1985, 18.10.1989, 19.07.1994, 06.05.1995, 09.06.1999, 11.06.1999, 30.10.1999, 05.10.2005; http://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Alexejewitsch_Belikow.

Maren Ballerstedt